Sonntag, 15. Februar 2015

Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen

Hier drei einschlägige Zitate - auf die Schnelle:

"... so bleibt keine anderer Weg, als die Phänomene, statt sie aus ihren transzendenten 'Gründen' herleiten und erklären zu wollen, lediglich in ihren wechselseitigen Bezug zu erfassen und sie kraft dieses Bezugs sich wechselweise erhellen zu lassen. Eine solche Erhellung wird dadurch möglich, daß der Charakter der 'Darstellung', der als solcher zum Wesen des 'Bewußtseins' überhaupt gehört, doch nicht in allen Gebilden des Bewußtseins in gleicher Prägnanz und Deutlichkeit hervortritt - und daß wir hierdurch ein Mittel gewinnen, ihn in verschiedene Phasen zu zerlegen, und den Übergang von der einen zur anderen zu beobachten. In einer derartigen Betrachtungsweise tritt jede Verschiedenheit des dynamischen Spannungsverhältnisses zwischen dem Inhalt einer Erscheinung als solchem und ihrer darstellenden Funktion, auf die bereits im allgemeinen hingewiesen wurde, klar hervor. Jeder noch so 'elementare' sinnliche Gehalt ist schon von einer solchen Spannung erfüllt und mit ihr gewissermaßen geladen. Er ist niemals einfach, als isolierter und abgelöster Inhalt, 'da'; sondern er weist in eben diesem Dasein, über sich hinweg; er bildet eine konkrete Einheit von 'Präsenz' und 'Repräsentation'." (Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen, Band III, S. 149. Darmstadt: WBG, 1982)

"Nicht das bloße Betrachten, sondern das Tun bildet vielmehr den Mittelpunkt, von dem für den Menschen die geistige Organisation der Wirklichkeit ihren Ausgang nimmt. Hier zuerst beginnen sich die Kreise des Objektiven und Subjektiven, beginnt sich die Welt des Ich von der der Dinge zu scheiden" (Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen, Band II, S. 187. Darmstadt: WBG, 1982)

"Wenn zwei logische Begriffe unter einer nächsthöheren Gattung als ihr 'genus proximum' befaßt werden, so bleibt in dieser Verbindung, die sie miteinander eingehen, doch ihre spezifische Differenz sorgsam gewahrt. Im sprachlichen und vor allem im mythischen Denken herrscht dagegen durchweg die entgegengesetzte Tendenz. Hier waltet ein Gesetz, das man geradezu das Gesetz der Nivellierung und Auslöschung der spezifischen Differenzen nennen könnte. Jeder Teil eines Ganzen erscheint dem Ganzen selbst, jedes Exemplar einer Art oder Gattung erscheint der Gattung als solcher äquivalent. Der Teil repräsentiert nicht etwa nur das Ganze, das Individuum oder die Art vertritt nicht nur die Gattung, sondern sie sind beides; sie stellen beides nicht nur die mittelbare Reflexion dar, sondern sie fassen unmittelbar die Kraft des Ganzen, seine Bedeutung und Wirksamkeit in sich. Hier läßt sich vor allen an jenes Prinzip erinnern, das man als das eigentliche Grundprinzip der sprachlichen sowohl wie der mythischen 'Metapher' bezeichnen kann: an das Prinzip, das man gewöhnlich als den Grundsatz des 'pars pro toto' ausspricht. (Ernst Cassirer, Wesen und Wirkung des Symbolbegriffs, S. 151. Darmstadt: WBG, 1983)

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